KURZMELDUNG

Gezieltere Therapie bei Multipler Sklerose

Forschende haben eine Referenzdatenbank eines Blutmarkers erstellt, mit der sich der Zustand von Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose messen lässt. Sie hoffen, dass dies den Weg zu gezielteren Therapien eröffnet.

Hand lifts a blood sample

Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche und neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die überwiegend in Schüben verläuft. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche neue Therapien entstanden, welche die Zahl und Stärke der Schübe und damit die Verschlechterung des Gesundheitszustands verringern können. Dennoch: Es gibt Patientinnen und Patienten, bei denen die gewählte Behandlung nur unzureichend wirkt oder langfristig zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann.

Die Forschenden um Jens Kuhle vom Universitätsspital und der Universität Basel berichten im Fachblatt «Lancet Neurology» nun, einen Blutmarker validiert zu haben, der Aufschluss über die aktuell vorhandene Krankheitsaktivität gibt und damit auch über die Wahrscheinlichkeit für entzündliche Schübe oder einer Verschlechterung des Gesundheitszustands im nächsten Jahr. Der Marker hilft demnach abzuschätzen, ob jemand gut oder schlecht auf eine Therapie anspricht  oder ob sie allenfalls angepasst werden sollte.

Korrigiert für Alter und Gewicht

Bei dem Blutmarker handelt es sich um das Neurofilament-Leichtketten-Protein (NfL). Es gilt bereits seit längerer Zeit als Marker, der anzeigt, dass sich neurodegenerative Prozesse abspielen und die Schädigung des Nervensystems voranschreitet. Weil bisher aber keine Referenzwerte vorlagen, die den altersabhängigen Anstieg sowie den Einfluss des Körpergewichts berücksichtigen, sei der diagnostische Nutzen dieses Biomarkers im Einzelfall aber schlecht beurteilbar gewesen, schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit.

Nun schlossen sie diese Lücke: Sie erstellten eine Referenzdatenbank, um zuverlässige Schlüsse aus den NfL-Konzentrationen ziehen zu können. In die Datenbank flossen mehr als 20‘000 Blutproben von über 10‘000 MS-Betroffenen und Kontrollpersonen.

Text: sda

Fotografie: Keystone

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