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Bewundert und umstritten: Gen-Pionier Craig Venter

Erst entzifferte Craig Venter das menschliche Erbgut, dann schuf er das erste Bakterium mit künstlichem Erbgut. Aber der amerikanische Gen-Pionier war immer schon umstritten. Ein Portrait.

Craig Venter (archive image)

Für Bescheidenheit war Craig Venter noch nie bekannt. «Ich denke, das ist viel wichtiger als auf dem Mond zu laufen», sagte der US-Wissenschaftler, der am 14. Oktober 2021 seinen 75. Geburtstag feierte, einmal über seine wohl grösste Errungenschaft: die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts. 1999 forderte er ein internationales Forscherteam heraus, das schon lange daran gearbeitet hatte. Nach nur 15 Monaten erreichte er etwa zeitgleich mit dem staatlich geförderten Human Genome Project das Ziel – wie «auf Steroiden und Kokain».

Narzissmus und Grössenwahn

Die Aktion machte den schillernden Forscher weltberühmt – aber auch zutiefst umstritten. Danach kündigten er und sein Team mit schwindelerregendem Tempo immer wieder neue Entdeckungen und Vorhaben an. Ein Bakterium mit künstlichem Erbgut etwa, um die Welt vor einer Klimakatastrophe zu retten und neue Energiequellen zu erschliessen. Oder die Entschlüsselung des Genoms zehntausender Menschen pro Jahr, um eine riesige Datenbasis für die Forschung zu haben.

Viele Kollegen werfen Venter Grössenwahn und Narzissmus vor. Aber der Wissenschaftler hat auch schon viele Preise bekommen und mehrfach bewiesen, dass er scheinbar Unmögliches bewerkstelligen kann.

Schlechter Schüler

Der 1946 geborene Forscher war ein schlechter Schüler und schaffte gerade so den Abschluss. Statt an ein College ging er an den Pazifik und surfte. Nach dem Vietnamkrieg studierte er schliesslich Medizin und promovierte.

Text: sda

Fotografie: keystone

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